1. Buch: Die psychologische Ebene -> 3. Kapitel: Barbaras Versuch, selbständig zu werden -> 32. Folge: Ein böses Zeichen
Deutungsebene ausblendenEin böses Zeichen

Nicht lange danach lief Barbara wieder weg. Aber diesmal
zog sie Cornelia ins Vertrauen, und sie hatte einen Brief
geschrieben, einen Abschiedsbrief. Vielen Dank für
alles. Seid mir nicht böse. Ich liebe Euch alle.
Barbara. Der Umschlag war mit ”An
Mama”beschriftet.
Cornelia nahm ihn zur
Kenntnis. Was willst du machen? fragte sie interessiert. Ich
weiß noch nicht, ich gehe weg. Mama wird sich Sorgen
machen, warf Cornelia ein, selbst nicht sonderlich besorgt.
Soll ich was sagen? Auf keinen Fall! Ich komme nicht wieder,
sagte Barbara, als ob das eine mit dem anderen etwas zu tun
hätte. Cornelia ahnte, was Barbara andeuten wollte.
Aber sie war zu jung, um den Ernst der Lage wirklich
begreifen zu können. Als dann die Mutter kam, war
Barbara schon zwei Stunden weg. Sie las den Brief und schrie
auf. Die Polizei wurde verständigt, der Vater im
Büro angerufen. Es vergingen Stunden bangen Wartens.
Die Mutter war verzweifelt, rannte raus, kam wieder rein,
telefonierte. Schließlich der Anruf, der sich mit
´Polizei´ meldete. Man hatte Barbara auf einer
Brücke gefunden. Jetzt war sie im örtlichen
psychiatrischen Krankenhaus. Die Mutter weinte, umarmte
Cornelia. Immer wieder erzählte sie ihr die Geschichte,
als ob Cornelia nicht dabei gewesen wäre. Cornelia
selbst hörte aufmerksam zu. Dann, als sich die Mutter
allmählich beruhigte, ging sie an ihre Arbeit. Sie
konzentrierte sich auf das, was sie für die Schule
machen sollte, und das gelang ihr auch. Als das passierte,
war Barbara gerade 18 Jahre alt geworden. Sie machte bald
darauf das Abitur, aber überlegte nicht, wie es mit ihr
weiter gehen sollte. So verging mehr als ein Jahr. Die
Mutter wurde unruhig und drängte ihre Tochter, zu
studieren. Irgendwas, meinte sie, Hauptsache, du tust was.
Barbara ging auch ein paar Mal in die Uni, betrat aber nie
einen Hörsaal. Gedrängt von seiner Frau,
führte schließlich auch der Vater ein ernstes
Gespräch mit Barbara, in dem er sie aufforderte, nun
endlich eine Entscheidung zu treffen, welche
Berufsausbildung sie machen wolle. Aber die Dinge kamen
anders.
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