3. Buch: Die soziale Ebene -> 12. Kapitel: Meta -> 88. Folge: Ein Befehl
Deutungsebene ausblendenEin Befehl

Ich sagte doch eben ...“
„Hören Sie
das denn nicht. Das kommt ja überall her.“
„Was hören?“
Der Arzt blickte in ihr
fragendes Gesicht.
„Na das.“
Er wagte
es nicht auszusprechen.
„Ich hör echt
nichts. Gehen sie jetzt bitte. Mein Mann kommt gleich nach
Hause und ich muss noch Abendessen machen.“
Er
schüttelte verwirrt den Kopf und ging zurück in
seine Wohnung.
„Hallo Sevenich. Hier bin
ich.“, sagte eine Männerstimme. „Hier im
Schrank.“
Sie kam jetzt tatsächlich aus dem
Schrank, in dem er Aktenordner stehen hatte. Er riss sie aus
den Regalen und suchte nach einem Funkgerät oder einem
Lautsprecher. Aber er fand nichts.
„Ich bin im
Schlafzimmer, unter dem Bett.“
Er ging ins
Schlafzimmer und suchte alles ab, doch es fand sich wieder
nichts.
„Schau dir das mal an. Er ist total
verrückt geworden.“, sagte der Mann.
„Ich seh’s. Der arme Herr Doktor braucht
dringend Medikamente. Die Psychose ist mit Haloperidol!
wahrscheinlich gut in den Griff zu bekommen.“, sagte
eine Frau.
„Das dürfen wir nicht zulassen.
Dann sterben wir doch. Es ist gerade so lustig.“
„Hallo. Wer seid ihr?!, rief Sevenich.
„Wir sind deine Einbildung, du Holzkopf.“
„Was?“, stotterte er.
„Du bist
soeben an einer paranoid-halluzinatorischen Schizophrenie
erkrankt, herzlichen Glückwunsch.“
„Ich glaube, es ist das beste, wenn ich in die
Klinik gehe.“, dachte Sevenich.
„Soweit
kommst du nicht. Ich werde jetzt Stufe zwei starten. Die
dritte wird tödlich für dich sein. Es tut mir
leid, dass es soweit kommen muss, aber so ist es
vorherbestimmt.“
„Wie meinen sie
das?“
„Schau her.“
In diesem
Moment schaltete sich der Fernseher ein, er war auf standby
geschaltet. Auf dem Bildschirm erschien ein
Nachrichtensprecher der „Tagesthemen" und berichtete
von einem Selbstmord eines jungen Psychiaters. Er sei, ohne
Vorwarnung, aus 50 Metern eines Wohnhauses gesprungen,
wodurch er sich einen tödlichen Wirbelsäulenbruch
zuzog.
„Ich muss hier raus.“
Ohne sich
Schuhe anzuziehen, verließ er die Wohnung. Im Hausflur
der 4. Etage versammelte sich die ganze Mieterschaft der
Krefelderstraße 7, allesamt >>Sevenich ist ein
Holzkopf<< rufend.
„Oh, mein Gott. Das ist
ja eine Verschwörung.“, stammelte er und brach in
Tränen aus. Der Arzt musste sich durch die 23 Menschen
starke Versammlung zwängen, denn sie versperrten seinen
Weg. Doch irgendwie schaffte er durch zu kommen. Er rannte,
so schnell er konnte, die Treppen herunter und verließ
das Haus. Er stand kurz vor dem Nervenzusammenbruch.
„Darf ich jetzt das dritte Programm
starten?“
„Ja.“
Sevenich ging
schnellen Schrittes Richtung Hansaring. Er wollte sich
unverzüglich in die Klinik begeben, denn er meinte,
dort sicher zu sein. Auf dem Weg dort hin bemerkte er, wie
er von den Passanten seltsam angeschaut wurde; eine Person
mit einem dunkelblauen Pullover mit der Aufschrift
>>Genius<< lachte ihm sogar höhnisch ins
Gesicht.
„Sevenich. Du wirst jetzt tun, was ich
dir sage.“
Er blieb abrupt stehen und sagte nach
etwa zehn Sekunden: „Ja, das werde ich.“
„Auf der rechten Seite, wo das anthrazitfarbene Auto
parkt, befindet sich eine Haustür. Sie ist offen. Dort
wirst du jetzt hingehen!“
Er sah das Auto, es
stand am Eingang eines Hochhauses. Er ging dorthin,
öffnete die Tür und betrat das Haus.
„Was jetzt?“
„Benutze den Aufzug
und fahre in den 20. Stock!“
Ohne zu
überlegen tat er dies. Dort angekommen, fragte er:
„Und nun?“
„Du gehst jetzt zur
Tür der Familie Aydogan! Sie ist nicht zuhause. Trete
sie ein!“
„Jawohl.“
Er nahm
etwas Anlauf und trat die Tür ein, wie ihm gesagt
wurde.
„Öffne das
Schlafzimmerfenster!“
Ohne eine Spur von Angst
öffnete er das Fenster.
„Was nun,
Herr?“
„Spring hinunter!“
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