
Traumdeutung
In der Regel ist es so, dass Konflikte, die am Tag
erlebt werden, im Traum aufgegriffen und nun nach den
Wünschen des Träumers gelöst werden. Der
Träumer ist ja Drehbuchautor, Regisseur und
Schauspieler aller Figuren seines Traums. Er kann es machen,
wie er will, und das tut er auch. Die Lösung der
Konflikte erfolgt nach Bewertungskategorien, die ganz
früh im Leben erworben werden. Es sind kindliche
Bewertungskategorien. Man träumt also nicht die
Konflikte, sondern ihre Lösung. Man träumt in der
Gefangenschaft von der Freiheit und, wenn man Hunger hat,
vom Essen. Aber vieles ist verzerrt. Die Figuren sind
unkenntlich gemacht, wichtige Tatsachen werden in
unbedeutend erscheinenden Details ausgedrückt. Das
hängt einmal damit zusammen, dass es eben kindliche
Sichtweisen sind, die im Traum angewandt werden, zweitens
dass die Lösungen dem vernünftigen, moralisch
denken Ich nicht sehr gefallen und darum kaschiert werden
müssen. Damit hängt auch zusammen, dass die Bilder
eines Traumes in verschiedenen Träumen und bei
verschiedenen Menschen unterschiedliche Bedeutungen haben.
Es ist also nicht so, dass ein Bild immer die gleiche
Bedeutung hätte.
Im Albtraum gelingt die
Lösung des Konfliktes nicht. Der Konflikt ist zu
massiv, die seelischen Mittel, ihn wenigstens in der
Illusion zu lösen, sind nicht ausreichend. Der Versuch
scheitert, der Träumer wacht in Panik auf.
Manchmal scheint es so, als ob der Träumer
prophetische Gaben habe. Man träumt Dinge, die
später wirklich passieren. Das ist aber kein Hellsehen.
Wenn ich unbewusst etwas will, mir aber bewusst darüber
keine Rechenschaft gebe, vielleicht sogar denke, dass ich es
gar nicht will, dann kann es leicht geschehen, dass sich im
Traum mein unbewusstes Wollen durchsetzt. Ich träume
das, was ich später auch realisiere, denn das
unbewusste Wollen ist fast immer stärker als das
bewusste.
Quelle: Prof. Dr. med. Frank Matakas,
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie,
Psychoanalyse
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