
Medikamente
Medikamente, mit denen man gezielt auf die psychische
Verfassung einwirken will, nennt man Psychopharmaka
(Einzahl: Psychopharmakon). Man kann sie grob einteilen in
Beruhigungsmittel (Sedativa), Neuroleptika, Antidepressiva
(alle in der Einzahl: –um, also Sedativum). Auch
andere Medikamente können auf die Psyche wirken, z. B.
die starken Schmerzmittel oder Cortisonpräparate, aber
aus medizinischen Gründen sind sie nur angebracht, um
körperliche Symptome zu beeinflussen.
Die
Beruhigungsmittel (die meisten gehören zur chemischen
Klasse der Benzodiazepine, am bekanntesten ist das Valium)
machen ruhig, mindern die Selbstkontrolle, erleichtern
Schlaf und nehmen vor allem Angst. Sieht man von der
leichten Benommenheit ab, die sie bei höherer Dosierung
verursachen, haben sie eine überwiegend angenehme
Wirkung. Ohne Unterschied eignen sich alle als Suchtmittel.
(Doch muss man bedenken, dass man nie süchtig wird, nur
weil man längere Zeit ein Suchtmittel nimmt. Die Sucht
ist eine seelische Verfassung, die man mitbringen muss, um
dann wirklich süchtig zu werden.) Aber auch Menschen,
die keine Suchtstruktur haben, gewöhnen sich schnell an
diese Art Medikamente. Die Wirkung lässt u. U. nach,
und es ist mühsam, von diesen Medikamenten wieder
runter zu kommen. Viele Menschen nehmen mehr oder weniger
regelmäßig Medikamente aus der Gruppe der
Benzodiazepine, weil sie sich dann ruhiger fühlen oder
besser schlafen können. Gefährliche Nebenwirkungen
haben sie nicht. Doch kann eine extrem hohe Dosierung
lebensgefährlich sein.
Die Neuroleptika
mindern die gefühlsmäßigen Reaktionen. Das
kann in vielen Fällen eine günstige Wirkung auf
die seelische Verfassung haben, besonders bei Symptomen
einer Psychose. Das Problem bei ihnen sind die
Nebenwirkungen. (s. Neuroleptika)
Die
Antidepressiva gehören chemisch sehr verschiedenen
Gruppen an, z. T. sind es auch pflanzliche Substanzen, wie
z. B. Johanniskraut. Sie sollen, wie ihr Name sagt,
Depressionen zum Verschwinden bringen. In nicht so schweren
depressiven Zuständen mildern sie oft die Symptome.
Aber sie tun das um so weniger, je schwerer die Depression
ist. Dennoch ist es sinnvoll, auch bei einer schweren
Depression diese Medikamente zu geben, weil die Depression
zwar nicht verschwindet, aber leichter zu ertragen ist.
Es gibt noch eine vierte Gruppe von Psychopharmaka,
die mehr aufputschend wirken, wie z. B. Ritalin, das man
Kindern und Jugendlichen mit einem sogenannten ADHS Syndrom
gibt. Eine Psychotherapie ist allerdings die bessere
Lösung.
Quelle: Prof. Dr. med. Frank Matakas,
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie,
Psychoanalyse
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