
Borderlinestörung
Wenn jemand erstens eine tiefgreifende Unsicherheit
hat, was er eigentlich will, zweitens unter
Stimmungsschwankungen leidet, drittens seine Beziehungen zu
Freunden chaotisch sind, viertens nicht allein sein kann,
fünftens sich selbst verletzt oder anfallsartig klaut
oder trinkt oder sich in Schlägereien einlässt
oder an Selbstmord denkt oder Selbstmordversuche macht oder
Hyperventilationsanfälle bekommt, dann sprechen die
Psychotherapeuten und Psychiater von einer
Borderlinestörung.
Die meisten Menschen mit
einer Borderlinestörung sind beruflich
leistungsfähig, einige haben Familie und kaum jemand
merkt, dass sie schwere Symptome haben. Manche aber kommen
gar nicht zurecht und sind auch sozial auffällig. Bei
manchen schwächen sich die Symptome mit der Zeit ab,
bei anderen werden sie schwerwiegender.
Viele
Menschen mit dieser Störung wurden als Kind sexuell
missbraucht oder waren Gewalt ausgesetzt oder wurden sehr
vernachlässigt.
Man sieht, dass mit der
Diagnose „Borderlinestörung“ noch gar nicht
viel gesagt ist. Wichtiger ist es, heraus zu finden, welche
lebensgeschichtlichen Ereignisse zu den Symptomen
geführt haben und welche inneren Konflikte ihnen zu
Grunde liegen. Die Symptome der Borderlinestörung sind
Versuche, unlösbare innere seelische Konflikte in der
Außenwelt zu lösen. Ein Beispiel: Eine Frau, die
als kleines Mädchen ständig von den Eltern
geschlagen wurde, wird, wenn sie abends nach der Arbeit
allein ist, unruhig, depressiv und kann nicht schlafen. Wenn
sie sich selbst mit einem Riemen heftig schlägt oder
sich schneidet geht es ihr besser. Den inneren seelischen
Schmerz unterdrückt sie mit dem äußeren
Körperschmerz. Sie sagt: „ Danach weiß ich,
dass ich für meine Schlechtigkeit die Strafe hinter mir
habe.“ Als Kind ging sie davon aus, dass sie ein
schlechtes Kind war. Hätten die Eltern sie sonst
geschlagen?
Oft treten die Symptome auch auf,
wenn der Betreffende die Nähe eines geliebten Menschen
sucht, weil er bewusst oder unbewusst hofft, dass der alle
Ungerechtigkeiten der Kindheit wieder gut machen wird. Die
Enttäuschung ist natürlich unausweichlich.
Immer leiden die Menschen sehr an ihrer
Störung, auch wenn es oft nicht erkennbar ist.
Eine psychotherapeutische Behandlung führt meist zu
einer wesentlichen Besserung. Die Behandlung kann ambulant
oder stationär erfolgen. Da die Menschen mit einer
Borderlinestörung schlechte Erfahrungen in Beziehungen
haben, tun sie sich allerdings oft schwer, das für eine
Psychotherapie notwendige Vertrauen aufzubringen.
Eine sehr ausführliche und gute Darstellung bei
wikipedia unter dem Stichwort Borderline-Persönlichkeitsstörung
Quelle: Prof. Dr. med. Frank Matakas,
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie,
Psychoanalyse
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